Das bisher rätselhaft erhöhte
Sterbegeschehen in Spanien und Europa 2022
5. Sommer-Übersterblichkeit in Spanien: Zusammenfassung und abschließende Diskussion
Unstreitig ist, dass im vergangenen Sommer in einigen europäischen Ländern
Ungewöhnliches und bisher Unerklärliches geschehen ist, allen voran - wie
in der Ersten Welle der COVID-Pandemie - in Spanien.
Problematisch ist - wie in der Frage der
ungewöhnlichen
Übersterblichkeit der Kinder in Europa - auch hier die
(vorschnelle) Neigung zur Anpassung des Monitoring-Instruments an
veränderte Gegebenheiten, noch bevor diese Gegebenheiten, ihre Ursachen
und Konsequenzen wenigstens mittels der Analyse der Sterbeursachen einer
genaueren Betrachtung unterzogen worden sind.
Die Aufgabe des Mortalitäts-Monitoring ist
es, die Aufmerksamkeit genau auf diese Veränderungen zu lenken, um -
soweit möglich - diese zu beeinflussen. Eine Anpassung der Methodik an
gegebene, aber ungeklärte Veränderungen erscheint so zutiefst
widersinnig.
Bezogen auf den Faktor Klimawandel würde
dies zum Beispiel heißen: Wir konstatieren, der Klimawandel erzeugt ein
Vielfaches an Übersterblichkeit im Sommer. Wir passen unser Berechnungs-
und Schätzmodell an diese neue Gegebenheit an, indem wir die Zahl der
erwarteten Todesfälle (gemäß dem veränderten langjährigen Mittel)
erhöhen und so statistisch die Übersterblichkeit reduzieren. Zum
üblichen Sterblichkeitsgipfel im Winter gesellt sich ein zweiter,
annähernd ebenso großer, im Sommer.
Durch diese Normalisierung der erhöhten Übersterblichkeit begeben wir
uns potentiell vorschnell alternativer Möglichkeiten des Umgangs mit dem
Problem, die zum Beispiel sein könnten:
- nachdrücklicherer Kampf gegen die
Klimaerwärmung;
- architektonische Konsequenzen, vor allem
für die großen Städte;
- Klimaanlagen für besonders gefährdete
Marginalisierte;
- entsprechender Ausbau des
Gesundheitswesens, um Reserven für Hitzewellen zu haben;
- usw.
Verstetigen und stabilisieren sich
mittelfristig die faktischen Veränderungen und stellen sie sich als
weitgehend unbeeinflussbar heraus, muss selbstverständlich die Methodik
an die neuen Realitäten angepasst werden: nach expliziter Konstatierung
und Analyse der - eventuell tragischen - Veränderungen.
Ein weiterer möglicher Faktor, die neu
hinzu getretene Impfung fast der gesamten Bevölkerung, wird bisher nicht
in Betracht gezogen. Hypothetisch könnten nicht nur Folgeschäden einer
vorhergegangenen Erkrankung an COVID-19 zu einer Schwächung der
Altersgruppen geführt haben, die vor allem von der sommerlichen
Mortalität betroffen waren, sondern auch Folgeschäden einer
vorhergegangenen Impfung35 oder bisher unbekannte
Wechselwirkungen dieser Impfung mit anderen Faktoren wie Alter,
Geschlecht, Disposition, Vorerkrankungen, Lebensmitteln, der Hitze und
der individuellen Fähigkeiten, sie zu kompensieren, usw.
Diese Hypothese verdient den Versuch der
Falsifizierung genau so wie alle anderen. Notwendig wäre sowohl die
Ermittlung der Vorerkrankung an COVID-19 als auch des Impfstatus der
Sterbefälle.